Feiningers Œuvre entfaltet sich nicht nur facettenreich, sondern ebenso dynamisch. Seine Arbeiten verändern sich ständig, während er unterschiedliche Medien und Formate erkundet.
In Feiningers Kindheit steckt das Maschinenzeitalter noch in den Kinderschuhen. Entwicklungen im öffentlichen Verkehr von New York City führen schon bald zu Hochbahnen, gezogen von mit Kohle betriebenen Lokomotiven, an die er sich lebhaft erinnert. Fahrzeuge mit ganz unterschiedlichen Antrieben tauchen als Motive in seinen Arbeiten auf. Jenseits seines Interesses für das rein Mechanische experimentiert er mit verschiedenen künstlerischen Techniken, um das flüchtige Moment von Bewegung wiederzugeben.
_ Modellyachten im Central ParK
Seit Kindheitstagen ist Feiningers liebstes Hobby in New York das Segeln mit Modellbooten. 1875 ziehen die ersten Rennen Tausende Besucher*innen an das „Conservatory Water“, einen kleinen Teich im Central Park. Damals werden die Boote mithilfe von Stangen bewegt, das Rennergebnis ist dennoch eine Frage von Windrichtung und Glück. 1916 wird der offizielle „Central Park Model Yacht Club“ als Verein gegründet. Dieser ist bis heute aktiv und hält jeden Samstag Rennen im „Conservatory Water“ ab. Die Yachten werden immer noch vom Wind angetrieben, verfügen aber inzwischen über ferngesteuerte Ruder.
„Die frühesten Eindrücke von Maschinen waren die Züge, die Lokomotiven, halb furchterregend und ganz und gar faszinierend.“
LYONEL
FEININGER
Die „Schären-Kreuzer“ gleiten durch eine leuchtende orangefarbene Wasserlandschaft. Schärenkreuzer sind Segelboote aus Holz, damals in der Ostsee sehr verbreitet, wo Feininger viele Sommermonate verbringt. Im Bild wird durch den Einsatz diagonaler Linien Bewegung in einer ansonsten statischen Szene angedeutet. Der Wasserpegel ist auf der rechten Seite etwas höher. Dies deutet auf Auftrieb hin, was wiederum das Gefühl ruhiger, gleichmäßiger Fahrt erzeugt.
Die „Schären-Kreuzer“ gleiten durch eine leuchtende orangefarbene Wasserlandschaft. Schärenkreuzer sind Segelboote aus Holz, damals in der Ostsee sehr verbreitet, wo Feininger viele Sommermonate verbringt. Im Bild wird durch den Einsatz diagonaler Linien Bewegung in einer ansonsten statischen Szene angedeutet. Der Wasserpegel ist auf der rechten Seite etwas höher. Dies deutet auf Auftrieb hin, was wiederum das Gefühl ruhiger, gleichmäßige Fahrt erzeugt.
„Die Radfahrer (Radrennen)“ ist Feiningers wohl buchstäblichste Darstellung von Bewegung. Selbst leidenschaftlich gern mit dem Rad unterwegs gibt er die Rennfahrer wieder, wie es nur ein Gleichgesinnter kann. Die Körper der Figuren bestehen aus Dreiecken und verdeutlichen, wie die erhöhten Sättel und niedrigen Lenkstangen von Rennrädern den Fahrern eine nach vorne gebeugte, aerodynamische Haltung verleihen, damit sie schneller fahren können. Die prismatische Konstruktion der Fahrradrahmen und die Körper der Figuren zeigen das nahezu vollständige Verschmelzen von Mensch und Sportgerät. Das Bild ist Feiningers viel beachteter Beitrag zum „Ersten Deutschen Herbstsalon“, einer umfassenden Ausstellung zeitgenössischer Kunst, die 1913 in Berlin stattfindet.
„Die Radfahrer (Radrennen)“ ist Feiningers wohl buchstäblichste Darstellung von Bewegung. Selbst leidenschaftlich gern mit dem Rad unterwegs gibt er die Rennfahrer wieder, wie es nur ein Gleichgesinnter kann. Die Körper der Figuren bestehen aus Dreiecken und verdeutlichen, wie die erhöhten Sättel und niedrigen Lenkstangen von Rennrädern den Fahrern eine nach vorne gebeugte, aerodynamische Haltung verleihen, damit sie schneller fahren können. Die prismatische Konstruktion der Fahrradrahmen und die Körper der Figuren zeigen das nahezu vollständige Verschmelzen von Mensch und Sportgerät. Das Bild ist Feiningers viel beachteter Beitrag zum „Ersten Deutschen Herbstsalon“, einer umfassenden Ausstellung zeitgenössischer Kunst, die 1913 in Berlin stattfindet.
Ab 1919 schnitzt und konstruiert Feininger für seine drei Söhne fantasievolle Holzfiguren. Kleine bemalte Figuren agieren miteinander vor einer beschaulichen Häuserkulisse. Diese spielerische Schöpfung nennt er „Die Stadt am Ende der Welt“. Als Vorläufer für diese Spielzeugstadt gilt eine gleichnamige Gouache aus dem Jahr 1910, die in der Zeitschrift „Licht und Schatten“ abgedruckt wurde. Obwohl die Spielzeugfiguren zum Gebrauch gedacht sind, prägen sie starke Elemente von Melancholie und Weltflucht, worin sich Parallelen mit anderen Werken Feiningers zeigen. Seine Spielzeugstadt hat einen besonderen emotionalen Wert für den Künstler. Während seines Exils in New York schafft er noch weitere Figuren und Elemente für „Die Stadt am Ende der Welt“.
Ab 1919 schnitzt und konstruiert Feininger für seine drei Söhne fantasievolle Holzfiguren. Kleine bemalte Figuren agieren miteinander vor einer beschaulichen Häuserkulisse. Diese spielerische Schöpfung nennt er „Die Stadt am Ende der Welt“. Als Vorläufer für diese Spielzeugstadt gilt eine gleichnamige Gouache aus dem Jahr 1910, die in der Zeitschrift „Licht und Schatten“ abgedruckt wurde. Obwohl die Spielzeugfiguren zum Gebrauch gedacht sind, prägen sie starke Elemente von Melancholie und Weltflucht, worin sich Parallelen mit anderen Werken Feiningers zeigen. Seine Spielzeugstadt hat einen besonderen emotionalen Wert für den Künstler. Während seines Exils in New York schafft er noch weitere Figuren und Elemente für „Die Stadt am Ende der Welt“.
Das New York City aus Feiningers Kindheit muss Menschen heutzutage unvorstellbar erscheinen. Obwohl Ende des 19. Jahrhunderts die ersten Wolkenkratzer hier errichtet werden, ist das Fortbewegungsmittel der Wahl damals noch immer die Pferdekutsche. Jenes New York, in das der Künstler später zurückkehrt, ist hingegen vom Automobil geprägt. „Bunte Lastwagen“ zeigt eine Straße in der nun modernen Stadt von oben und bildet die Abwesenheit von Bewegung ab: den Stau. Feininger selbst sieht darin weniger die realen Autos, sondern eine Komposition verschiedener Farben und Strukturen, eine fast abstrakte Sichtweise, wie sie bereits am Bauhaus gelehrt wurde.
Das New York City aus Feiningers Kindheit muss Menschen heutzutage unvorstellbar erscheinen. Obwohl Ende des 19. Jahrhunderts die ersten Wolkenkratzer hier errichtet werden, ist das Fortbewegungsmittel der Wahl damals noch immer die Pferdekutsche. Jenes New York, in das der Künstler später zurückkehrt, ist hingegen vom Automobil geprägt. „Colored Trucks“ zeigt eine Straße in der nun modernen Stadt von oben und bildet die Abwesenheit von Bewegung ab: den Stau. Feininger selbst sieht darin weniger die realen Autos, sondern eine Komposition verschiedener Farben und Strukturen, eine fast abstrakte Sichtweise, wie sie bereits am Bauhaus gelehrt wurde.
Züge sind ein immer wiederkehrendes Motiv in Feiningers Schaffen. Für seine Arbeiten nutzt er unterschiedlichste Techniken. Links sehen wir „Drei Lokomotiven und zwei Tender“ – einen kurzlebigen Abstecher in die Spielzeugproduktion mittels seiner patentierten Block-Eisenbahn, die hier in einigen überlieferten Modellen zu sehen ist. Der Holzschnitt „Die Eisenbahnbrücke“ zeigt eine humorvoll-groteske Szenerie, in der ein Zug auf einem Viadukt oberhalb einer Stadt dahinzuckelt. Der Zug ähnelt sich dabei Feiningers Spielzeug-Lokomotive.
_ Feiningers Block-Eisenbahn
Die Pläne für seine Block-Eisenbahn kann Lyonel Feininger nie vollständig umsetzen, obwohl er 1913 einen Produktionsvertrag mit dem Münchner Spielzeughersteller Otto Löwenstein schließt. Feininger verbringt damals viele Monate getrennt von seiner Familie und fertigt für seine Block-Eisenbahn akribische Entwürfe in Aquarell an. Um die Herstellung zu optimieren und den Verkaufspreis zu reduzieren, entwickelt er einen Gleitklotz anstelle beweglicher Räder, die nur aufgemalt werden sollten. In Briefen an Julia jubelt er über die neu entdeckte, kindische Begeisterung und die persönliche Erfüllung, die ihm dieses Projekt gebracht habe. Feininger versucht tatsächlich Jung und Alt mit einem Gegenstand zu erfreuen, der sowohl Spielzeug für Kinder als auch nostalgischer Dekorationsgegenstand für Erwachsene sein soll. Es werden sogar bereits Verpackungen gedruckt mit der Aufschrift „Lyonel Feiningers Block-Eisenbahn, International. Modellgetreu. Unzerbrechlich“. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 bereitet der Produktion ein jähes Ende. Obwohl seine persönliche Enttäuschung im Vergleich zu den unglaublichen Verlusten des Kriegs einen unwesentlichen Wermutstropfen darstellt, hängt diesem zerbrochenen Traum doch eine eigentümliche Traurigkeit an.